De Banana de Margarita – Lucia
Lucia hat mich zu Bananenkuchen eingeladen. Das ist der Lieblingskuchen ihrer Kindheit, zubereitet von ihrer Großmutter Margarita, die als Sekretärin arbeitete und von den beiden Großmüttern die eher aufwendigen Gerichte kochte. Lu ist die Schwester von meinem Mitbewohner in Montevideo. Sie ist 37, studiert Kulturwissenschaften, unterrichtet Englisch für Erwachsene, fotografiert gerne und gut und hat mit einer Freundin ein kleines Siebdruckunternehmen, Plim Taller. Sie bedrucken T-Shirts, Taschen und andere Accessoires, beispielsweise mit Fahrrädern. Sie ist auch in einer feministischen Gruppe aktiv, beklagt den Machismo in Uruguay und findet es seltsam, dass uruguayische Männer vor dem Sex immer betonen müssen, dass Sie weder Kind, noch heiraten, noch Beziehung wollen. (Ich habe vorgeschlagen, wenn sie das nächste Mal Sex hat, eben diese Ansagen selbst zu machen). Als ich ankomme, ist sie gerade dabei, eine Nachricht an einen Mann zu schicken, den sie eine Nacht zuvor kennengelernt hatte, nachdem sie überfallen worden war. Was für ein romantischer Anfang, dachte ich natürlich. Wie es halt doch ziemlich häufig in Montevideo passiert – ich hatte schon zwei Überfälle in meiner Straße beobachtet: Motorradfahrer, die Frauen ihre Handtasche abnahmen – hatte ein Mann mit Fahrrad Geldbeutel und Hand von Lu gefordert, die zu Fuß unterwegs war, nachdem sie vom Club nach Hause ging. Es war das zweite Mal in ihrem Lebe,n und zum zweiten Mal rannte Sie, anstatt dem Mann die geforderten Dinge auszuhändigen, einfach davon. Die Seite des Auswärtigen Amts empfiehlt in solchen Momenten für sämtliche Länder Lateinamerikas, unbedingt sofort nachzugeben. Was auch in Montevideo „common sense“ ist, natürlich. Beide hofften wir im Nachhinein, dass es ihre kluge Intuition war, die ihr im Falle realer Gefahr auch anders geraten hätte. Kurz bevor sie an ihrem Haus angekommen war jedenfalls, hielt ein Auto mit zwei Männern darin, die fragten, ob sie Lu nach Hause bringen könnten. Verständlicherweise wollte sie das nicht, da sie die Männer auch nicht kannte. Und dann traf Lu sie vor ihrer Haustüre wieder, weil der eine der beiden ihr Nachbar war, wie sich herausstellte. Der andere aber war es, der ihr gefiel und so begann ein langes Gespräch, dass sich in Form von whatsapp Nachrichten fortsetzte. Hoffen wir, dass dies der Beginn einer großen Liebesgeschichte war – der Story wegen.
Hier ist das Rezept, das im Kochbuch der Großmutter nur mit „de Banana“ überschrieben ist:
30 g Butter
120 g Zucker
2 jemas una a una?
120 g Mehl
½ ( ¼ ) l Sahne
2 überreife Bananen
Butter, um die Form zu fetten, Zucker um eine Karamellisierung des Teigbodens zu veranlassen
Während wir auf den Kuchen warten, setzen wir uns in die laue Sommernacht und trinken Wein und rauchen Zigaretten. Nach der romantischen Überfallgeschichte frage ich, wie das denn mit den Männern insgesamt sei, weil ich in den Kolumnen einer venezolanischen Journalistin, die nach Montevideo gezogen war, gelesen hatte, es sei schwierig. Zwar werden auf den Straßen schrecklicherweise ununterbrochen Bemerkungen gemacht oder gehupt, wenn man als Frau an Männern vorbeigeht, aber sich um eine Frau zu bemühen, das fiele den uruguayischen Männern gar nicht ein. Lu meint, das stimme schon und dass fast keine ihrer Freundinnen einen Freund hätte. Aber keine von ihnen sei unglücklich darüber, sagt sie auch. Bei Lu höre ich auch das erste Mal von dem Brauch der Quinziniera, der in ganz Lateinamerika noch besteht. Mit 15 Jahren sind die jungen Frauen bereit, der Gesellschaft präsentiert zu werden, bzw. den potentiellen Ehemännern und zu ihrem Geburtstag wird ihnen deshalb eine Riesenparty ausgerichtet. Die Mädchen in Uruguay dürfen sich meist zwischen einer Party oder einer Reise entscheiden und Lu war damals mit ihren Freundinnen in Florida. Wenn der Hintergrund des Brauches auch nicht so schön sein mag, haben es die Mädchen an ihrem 15. Geburtstag aber doch richtig gut.
Der Kuchen ist sehr lecker und schmeckt ziemlich ähnlich wie ein Banana Bread, nur dass wir dazu Dulce de Leche essen, die man hier wirklich zu oder in allen Desserts isst.
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